Frau Dr. Nienkerke-Springer, Ihr Unternehmen besteht nun seit 17 Jahren. Was hat sich in den letzten Jahren in Ihrem Arbeitsfeld verändert?
Die Gegebenheiten haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Rahmenbedingungen wechseln schneller, die Arbeitsdichte hat stark zugenommen, Interessenkoalitionen werden immer vielschichtiger und Missverständnisse entstehen aus der Vielzahl der Rollen, den Aufträgen und den Schnittstellen. Mitarbeiter und Führungskräfte sind dabei einem hohen Druck ausgesetzt und müssen extrem flexibel und entwicklungsbereit sein, wenn sie bestehen wollen. Das Akronym V.U.C.A. welches für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Unsicherheit), Compexity (Komplexität) und Ambiguity (Ambiguität) steht beschreibt diese veränderten Rahmenbedingungen.
Welche Herausforderungen sind mit diesen Veränderungen verbunden?
Meine Beratungserfahrung zeigt mir, dass wir neue Antworten für Führung und Veränderungsgestaltung brauchen um die Leistungsbereitschaft und Gesundheit von Menschen und Organisationen zu erhalten. Statt Management-Tipps brauchen wir Leadership-Prinzipien, statt Einzelkämpfertum und Egozentrismus mehr Vernetzung und statt Beharrungstendenzen mehr Veränderungsbereitschaft. Für komplexe Situationen brauchen wir Konzepte die die Wechselwirkungen in Systemen mit einbeziehen und zu neuen Lösungen führen. Das erfordert die Auseinandersetzung mit einem Menschenbild welches mehr dem Prinzip von gemeinsamen Lernen, Weiterentwickeln und Verändern folgt und ein Zusammenwirken von Menschen in den Blick nimmt.
Für Sie steht der Mensch im Mittelpunkt. Gibt es Erfolgsfaktoren um mit Veränderungen besser umzugehen?
Erfolgsfaktoren sind zunächst einmal Offenheit, Respekt, Interaktivität, Wertschätzung und insbesondere Achtsamkeit als eine Form der Aufmerksamkeit. Das ist eine Basis auf der Spitzenleistungen entstehen können.
Was bedeutet das für die Kommunikation und Führung in Unternehmen?
Wertschätzung erzeugt Wertschöpfung Das ist für mich wie eine Formel. Unternehmen funktionieren nicht wie Maschinen. Menschen brauchen Werte und eine Unternehmenskultur die Orientierung gibt und Sinn stiftet, ein Umfeld, in dem Leistung und Lebensqualität als etwas Zusammenwirkendes verstanden wird. Was zählt ist, dass sich Menschen verstanden fühlen. Changemanagement und Kommunikation sind dabei zentrale Führungsaufgaben. Für Führungskräfte bedeutet das nicht nur ein Navigieren durch turbulente und sich verändernde Märkte sondern auch ein Navigieren zwischen empathischem Verstehen und harter Konfrontation. Es erfordert das, was man Ambiguitätstoleranz nennt, nämlich ein Aushalten können der Unsicherheiten und Ungewissheiten und in diesem Spannungsfeld Entscheidungen treffen zu können. Erfolgreiche Führungskräfte verstehen auch die Reflektion ihrer Funktion und Rolle und die Entwicklung ihres Executive Personal Brand Profils zur Steigerung Ihrer Leadershipqualitäten als Führungsaufgabe und Beitrag zu einer wertschätzenden und damit wertschöpfenden Unternehmenskultur.
Etwa 80% aller Veränderungsprozesse scheitern oder werden als misslungen bewertet. Was braucht ein guter Changeprozess?
Ja, das ist erschreckend und hat immense negative Auswirkungen im Unternehmen. So enden Changeprojekte oft teuer, konfliktreich und nicht selten imageschädigend und wertevernichtend. Es gibt keine Patentrezepte aber Fakten die zu berücksichtigen sind. Zunächst heißt es fokussiert sein, d.h. worauf will ich meine Aufmerksamkeit lenken? Für nachhaltigen Erfolg braucht es den Mut zu klaren Entscheidungen, eine wertschätzende überzeugende Kommunikation und eine zielgerichtete wirksame Umsetzung. Jeder Changeprozess, ob groß oder klein braucht eine maßgeschneiderte Vorgehensweise die das „Big Picture“, das gesamte Bild in den Blick nimmt; denn nur ein maßgeschneiderter Anzug sitzt wirklich gut. Die Ausgangssituationen und Veränderungsziele sind in jeder Organisation vielfältig. Daran orientiert sich dann auch die Change- Architektur, der Masterplan und die Beratungsleistungen die aufzeigen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen die dem neuen Weg entsprechen.
Unternehmen bleibt doch nichts anders übrig als auf Optimierung und Wachstum ausgerichtet zu sein.
Das ist richtig und ja auch notwendig um bestehen zu können und auch um einen Schritt voraus zu sein. Unser Denken ist ausgerichtet auf Leistung und Zielerreichung. Diese Aspekte im Fokus zu halten sind schließlich Schlüsselfaktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Wir sollten nur aufpassen, dass wir nicht ausschließlich aus dieser Haltung heraus agieren und uns damit langfristig in eine Einseitigkeit bringen. Die eigentlichen Produktivitäts- und Innovationskräfte die Unternehmen wachsen lassen basieren auf Wertschätzung und Menschlichkeit.
Wo holen Sie sich Kraft für Ihre eigenen Veränderungen?
Ich habe in meinem Leben schon viele Facetten von Veränderungen erlebt. Ich selbst bin offen für Veränderungen habe aber auch den Blick auf das, was mir Stabilität und Kraft gibt. Im Laufe des Lebens habe ich mehr und mehr gelernt stärker den Blick auf das zu fokussieren was mir am Herzen liegt. Ich mache mir weniger Druck und nehme regelmäßig eine Auszeit in unserem Haus auf Kreta. Gemeinsam mit meiner Familie, mit Freunden aber auch gerne alleine. Die Natur und das einfache Leben dort machen den Kopf frei für Neues. So versuche ich verschiedene Facetten des Lebens zusammenzubringen und wenn der Kölner Sommer es zulässt cruise ich gerne mit meinem Oldtimer durch das Bergische Land.
Hallo Alexander, schön, dass Du Dir Zeit genommen hast. Wie bist Du ursprünglich auf den Rotonda Business Club aufmerksam geworden und was hat dazu geführt, dass Du Mitglied geworden bist?
Der Rotonda Business Club ist mir, aufgrund meines familiären, immobilienwirtschaftlichen Hintergrundes, schon seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn ein Begriff. Den Anstoß zur Mitgliedschaft gab ein befreundeter Geschäftsführer eines Projektentwicklers für Studentenwohnheime, welcher von den Vorteilen des clubinternen Netzwerkes zu berichten wusste.
Was machst Du geschäftlich, wofür sollte man Dich anrufen?
Ich bin als Prokurist bei der RheinReal Immobilien Gesellschaft, einem Maklerunternehmen für Gewerbeimmobilien, beschäftigt und dort zuständig für die Bereiche Bürovermietung und Investment. Man sollte mich immer dann anrufen, wenn leerstehende Flächen zu vermarkten sind, Objekte sowohl offmarket als auch in strukturierten Verfahren verkauft werden sollen, Mietverhältnisse in größeren Immobilienportfolien analysiert und strukturiert werden sollen oder wenn generell Fragen zu Gewerbeimmobilien, Grundstücken oder dem Kölner Büro- und Investmentmarkt bestehen.
Wie laufen die Geschäfte? Du hast von einem spannenden Auftrag erzählt, was steckt dahinter?
Natürlich hat auch die RheinReal Immobilien Gesellschaft von dem überdurchschnittlich erfolgreichen, vergangenen Jahr profitiert. Wir konnten unsere Marktanteile verteidigen und darüber hinaus Erfahrungen im nationalen und internationalen Investmentmarkt sammeln. Des Weiteren ist es uns gelungen, unsere großen Auftragsverhältnisse im Kölner Westen, vor dem Hintergrund laufender und abgeschlossener Transaktionen zu verteidigen. Wir gehen also gestärkt ins Jahr 2017 und werden die Bereiche Bürovermietung und Investment weiter verstärken. Durchaus gefreut hat es uns, vom neuen Eigentümer des Narat-Portfolios ein Eigentümervertretungsmandat bzw. Landlord Representation Mandate erhalten zu haben.
Was hat es genau damit auf sich?
Das Portfolio umfasst eine Fläche von insgesamt knapp 120.000 qm im TechnologiePark Köln-Braunsfeld. Dies besteht aus 10 Immobilien, u.a. dem über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Mercedes Benz-Center. Auch aufgrund unserer Unterstützung, weist dieses einen Vermietungsstand von knapp 92% aus. EQT Real Estate, eines der führenden, weltweit tätigen Private Equity Firmen, hat das Areal im vergangenen Jahr erworben und uns damit beauftragt, sowohl Gespräche mit den Bestandsmietern zu führen als auch Vermarktungsstrategien für die aufkommenden Leerstände zu entwickeln. Wir sind besonders stolz auf dieses Mandat, da es zum einen für uns in dieser Betreuungstiefe ein neues Betätigungsfeld darstellt und es zudem im Großraum Köln das Größte dieser Art ist.
Makler gibt es viele in Köln. Insbesondere im Bereich Gewerbeimmobilien gibt es zahlreiche, auch national und international agierende Konkurrenten. Wie kann man da als lokales, mittelständiges Maklerhaus bestehen?
Wir haben uns schon immer als Makler- bzw. Beratungshaus mit besonderer Leidenschaft für herausfordernde Problemstellungen empfunden. Unsere Stärke im Kölner Westen zeigt, dass insbesondere betreuungsintensive Immobilien unser Kerngeschäft sind. Aufgrund unserer Historie als Eigentümervertrieb, haben wir – im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern – ein höheres Verständnis für die Eigentümerseite und können daher bei Vertragsverhandlungen über neue Mietflächen deutliche Mehrwerte liefern. Diese Mehrwerte sind es auch, die EQT Real Estate dazu bewegt haben, uns das gerade erwähnte, umfangreiche Mandat zu geben. Natürlich kennen wir als lokales Maklerhaus auch unsere Grenzen, insbesondere wenn es um den Vertrieb von Investmentprodukten geht, welche nicht nur für lokale sondern auch für nationale und internationale Investoren von Interesse sind. Nach dem Motto „Local Hero trifft Global Player“, haben wir uns Kooperationspartner mit nationalem und internationalem Netzwerk gesucht, durch welche wir auch in der Lage sind, Investmenttransaktionen aller Größen auch auf nationaler und internationaler Ebene abzuwickeln. Weiterhin haben wir über unseren Partner Access Capital Zugriff auf einen exklusiven Kundenkreis vermögender Investoren in London und Singapur.
Wie stehst Du zum „Bestellerprinzip“ und hast Du Angst davor, dass dies auch auf den Bereich der Gewerbeimmobilienvermittlung ausgeweitet wird?
Auch auf die Gefahr hin mich bei einigen Kollegen unbeliebt zu machen, muss ich sagen, dass das Bestellerprinzip, wenn auch nur in Teilen, durchaus seine positiven Aspekte hat. So konnte ich persönlich nie nachvollziehen, dass insbesondere im Bereich der Wohnraumvermittlung der Makler vom Mieter bezahlt wurde, wo er doch dem Eigentümer sämtliche Arbeit abgenommen hat. Daher sehe ich den Ansatz als durchaus fair an, dass der, der den Makler bestellt, ihn auch bezahlt. Im Bereich der Gewerbeimmobilien, speziell der Vermittlung von Büroflächen, ist dies seit Jahren durchaus schon gängige Praxis. Wir achten bei der Akquisition von Neuaufträgen darauf, dass bei einem erhöhten Beratungsaufwand sowie zu erwartenden, komplizierten Prozessen bei der Vermietung, von vornherein entsprechende Honorarvereinbarungen mit dem Eigentümer getroffen werden. In der Konsequenz verpflichten wir uns natürlich gegenüber unserem Auftraggeber, auch dessen Interessen zu vertreten. Bei strukturierten Suchmandaten für neue Räumlichkeiten macht es hingegen Sinn, im Vorfeld ein Honorar auf Mieterseite zu vereinbaren, um Interessenskonflikte im Laufe der Verhandlungen zu vermeiden.
Du bist seit fast 8 Jahren für den gleichen Arbeitgeber tätig. Wird es da nicht langsam Zeit für eine Veränderung?
Die Frage wurde mir durchaus schon häufiger gestellt. Ich denke, solange einem das Unternehmen Möglichkeiten gibt sich zu verändern und den Marktgegebenheiten anzupassen, ist ein Wechsel nach festen Fristen absolut nicht nötig. So konnte ich mich bei der RheinReal aus dem „kleinen“ Bürovermietungspool zur Leitung des Bereiches hocharbeiten und kann mich seit nunmehr knapp 2 Jahren, im Rahmen meiner Tätigkeit als Prokurist, um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Ausweitung unserer Geschäftsbeziehungen bemühen. Seit diesem Jahr betreue im Bereich der Bürovermietung nur noch ausgewählte Suchmandate und werde gemeinsam mit unserem Geschäftsführer Dirk Hindrichs, das Investmentgeschäft weiter ausbauen sowie das Landlord Representation Mandate von EQT Real Estate betreuen. Ich freue mich, dass die RheinReal mir die Möglichkeit für diese Veränderung gegeben und die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen hat.
Im letzten Jahr gab es insgesamt 25 Veranstaltungen zu Architektur und Immobilien im Rotonda Business Club. Bald steht auch wieder eine Spannende in Zusammenarbeit mit InterACT an: Köln und die Metropolregion Rheinland auf Wachstumskurs oder das monatlich stattfindende Immobilien-Frühstück. Wie haben Dir die bisherigen Veranstaltungen gefallen, wo müssen wir noch nachbessern?
Ich hatte leider im vergangenen Jahr, auch aufgrund meines berufsbegleitenden Studiums, viel zu wenig Gelegenheit, das umfangreiche Programm des Rotonda Business Clubs in Anspruch zu nehmen. Neben den regelmäßig stattfindenden Expertenrunden, fand ich vor allem kleine Formate, wie z.B. das Craft Beer- und Burger-Tasting oder das „Kleider machen Leute“-Event interessant, da man in ungezwungenem Rahmen interessante Kontakte knüpfen konnte. Herausragend war natürlich die, nach einer Pause wieder stattfindende ROTONDA Karnevalssitzung im Maritim. Wenn es also etwas nachzubessern gibt, ist es sicherlich meine Teilnahmehäufigkeit an den diesjährig noch stattfindenden Veranstaltungen.
Bitte gib mir doch 3 #, welche Deinen Job, Deine Perspektive und Deine derzeitige Gefühlslage am besten beschreiben.
Schwierig. Zum Thema „Job“ fiele mir da am ehesten das #neueStrukturMehrErfolg ein. Die „Aussicht“ beschreibe am besten mit #optimistisch und die „Gefühlslage“ kann man mit #erwartungsvollEuphorisch umschreiben.
DuMont, Kölner Stadt-Anzeiger und Rotonda Business Club bringen Entscheider, Meinungsführer und Macher zusammen. Die Podiumsteilnehmer wurden gefragt „Was haben Sie aus der Veranstaltung mitgenommen?“. Die Veranstaltung fand am 18.01.2018 im Rotonda Business Club, Köln statt.
Andrea Blome, Stadt Köln
Alexander Wehrle, 1. FC Köln
Turadj Zarinfar, zarinfar GmbH
Moderation: Lukas Wachten
Köln und die Region sind ein stark wachsender Wirtschaftsraum. Durch das Wachstum ergeben sich zahlreiche Herausforderungen für Stadtentwicklung, Mobilität, Wirtschaftswachstum und Kultur. Mit den Clubgesprächen institutionalisieren DuMont Rheinland, Kölner Stadt-Anzeiger und der Rotonda Business Club eine neutrale Plattform, die wichtige Meinungsmacher und Entscheider über einem kontinuierlichen Dialog zusammenführt. Der Club dient dabei als Heimat für die Gespräche zu Themen wie: Was ist die Vision für die Zukunft? Welche Leitplanken gibt es für die Entwicklung? Was bewegt Köln und seine Umlandgemeinden heute, was hält sie zusammen und fördert das Miteinander? Welche Facetten sind es, die den Wandel unserer Metropole präsentieren? Mit welchen Augen betrachten Sie die Entwicklung dieser Stadt? Welche kreativen Lösungsansätze machen eine Region eigentlich wirklich „smart“ für den Menschen selbst? Wie gehen wir mit Daten um? Kann man Region als Plattform denken?
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